Minna Rytisalo – Lempi, das heißt Liebe

Klappentext hinten:

„Als der junge Bauer Viljami aus dem Krieg zurückkommt, ist seine Frau Lempi verschwunden. Nur einen glücklichen Sommer haben die beiden zusammen auf seinem Hof in Lappland erlebt. Wer war Lempi, diese temperamentvolle junge Frau, deren Name auf Altfinnisch Liebe bedeutet, wirklich?

Minna Rytisalo erzählt ihre tragische Geschichte – mitreißend, emotional dicht und mit poetischer Kraft. Eine Entdeckung!“

Klappentext im Buch:

„Der junge Bauernsohn Viljami hat sich in Lempi, die Tochter des Ladenbesitzers aus der kleinen Stadt Rovaniemi, verliebt. Hals über Kopf heiraten sie, und Lempi, der das Landleben fremd ist, zieht zu Viljami auf den Hof. Um sie zu entlasten und über die Trennung von ihrer Zwillingsschwester hinwegzutrösten, stellt ihr Mann die Magd Elli ein, die insgeheim glühend eifersüchtig ist und selbst gern an seiner Seite wäre. Nach einem einzigen glücklichen Sommer wird Viljami zum Kriegsdienst eingezogen. Als er zurückkehrt, ist die Stadt zerstört und Lempi verschwunden. Dass sie wie ihre Schwester Sisko mit einem Wehrmachtsoffizier nach Deutschland gegangen sein soll, kann er sich nicht vorstellen. Viljami, die Magd Elli und Sisko erinnern sich an Lempi – aus ihrer jeweils eigenen, sehr individuellen Perspektive. Vielschichtig, emotional, eindrucksvoll: die Geschichte einer tragischen Liebe vor dem Hintergrund des Lapplandkrieges.“

 

Ein bisschen witzig finde ich, dass die Schwester Sisko heißt. Aber ich habe Google gefragt. Sisko ist durchaus ein finnischer Vorname. (Kurze Erklärung: Sisko ist das finnische Wort für Schwester.)

 

Rezension

 

 

4,75 Sterne

 

 

Handlung  ★★★★★

Die Handlung ist spannend. An sich passiert zwar nicht viel, da jeweils Viljami, Elli und Sisko in einem Abschnitt rückblickend berichten, aber es ist trotzdem spannend. Im ersten Abschnitt, in dem aus der Sicht von Viljami, scheint die Zeit stillzustehen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man es liest. Vor allem, wenn man dann auf die Uhr schaut und feststellt, dass die Zeit keinesfalls stehen geblieben ist. Die anderen beiden Abschnitte haben einen anderen Charakter. Das Buch wird zunehmend spannender, bis am Ende alles aufgelöst wird. Wer jedoch unaufmerksam liest, kann leicht ein paar Details verpassen und bleibt leicht mit ein paar Fragezeichen zurück. Mir persönlich gefiel dieses „selber zusammensetzen“ und „herauslesen“ sehr.

Charaktere ★★★★★

Man lernt vier Charaktere besonders kennen: Viljami, Elli, Sisko und Lempi. Letztere lernt man dabei aus drei verschiedenen Perspektiven kennen, eben aus denen der drei zuerst genannten Charaktere. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und sehr gut ausgearbeitet. Durch den ungewöhnlichen Schreibstil hat man schnell den Eindruck, Viljami, Elli und Sisko wirklich zu kennen.

Setting ★★★★★

Finnland zur Zeit des zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit. Genauer genommen Lappland. Das Leben dort unterscheidet sich teilweise stark von dem im restlichen Finnland (und Europa) zu der Zeit. Dieser Unterschied sowie der Unterschied zwischen Stadt- und Landleben ist wirklich toll beschrieben. Auch der historische Hintergrund ist toll verarbeitet. Er ist eher subtil und wenn man gar nichts über finnische Geschichte weiß oder sich nicht dafür interessiert, kann man die Details leicht überlesen. In dem Fall empfehle ich noch das Nachwort.

Schreibstil ★★★★

An den Schreistil musste ich mich zunächst sehr gewöhnen. Ich fand ihn merkwürdig und er sagte mir nicht so richtig zu. Mal Präsens, mal Präteritum, das war okay. Ich ziehe Präteritum dem Präsens vor. Was mich aber vor allem störte, war dass Lempi die ganze Zeit direkt angesprochen wurde. In Viljamis Abschnitt ist das wirklich sehr viel. In den anderen beiden weniger, vielleicht gefielen die beiden Abschnitte mir deshalb besser. Aber auch der Abschnitt aus Viljamis Perspektive hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen.

 

Meinung nach dem Lesen

Ein tolles Buch. In der Leserunde auf LovelyBooks, an der ich teilgenommen habe, beschrieben es viele Teilnehmer als „intensiv“. Ich finde, dass das sehr treffend ist. Es liegt an dem Schreibstil und auch an der Handlung. Ich würde sagen, das Buch ist „typisch finnisch“. Es kommt mit wenigen Dialogen aus. Es hat einen leicht melancholischen Unterton. Es ist auch anspruchsvoll, viele Ereignisse werden nur angedeutet und man muss als Leser kombinieren und mitdenken um auf die ganze Geschichte zu kommen. Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen. Wer aber lieber leichte und fröhliche Bücher liest, sollte es lieber sein lassen, denn dieses Buch ist definitiv nicht fröhlich.

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