Robert Kajanus 1856 – 1933

Robert Kajanus war eine der führenden Persönlichkeiten des finnischen Musiklebens. Er war auch international als Dirigent bekannt und war bis zur Premiere von Sibelius‘ Kullervo Finnlands führender Komponist.
Kajanus studierte in Helsinki Musiktheorie bei Richard Faltin und Geige bei Gustaf Niemann. Da die Ausbildungsmöglichkeiten in Finnland zu der Zeit noch begrenzt waren, ging auch er nach Leipzig, um sein Studium am dortigen Konservatorium fortzusetzen. Er studierte außerdem in Berlin, Paris und Dresden, bevor er nach Finnland zurückkehrte. Kajanus war der erste Komponist Finnlands, der sich hauptsächlich
der Orchestermusik widmete.
Schon recht früh kam Kajanus mit dem Kalevala-Epos in Berührung. Er kannte Elias Lönnrot, den Autoren des Kalevala, auch persönlich und besuchte ihn hin und wieder. Diese Treffen trugen vermutlich dazu bei, dass Kajanus sich der „finnischen Sache“ stark verbunden fühlte. Diese Verbundenheit hört man auch seinen Kompositionen an: Obwohl stilistisch die deutschen Einflüsse, vor allem die von Wagner, dominieren, kann man bei Kajanus auch eine Art nationalen Stil ausmachen. Er zitiert in seinen Werken Volksmelodien. Deutlich werden seine Bemühungen vor allem auch in den Titeln seiner Werke. Sein erstes Kalevala-Inspiriertes Werk war 1881 Kullervon Kuolema (deutsch: Kullervos Tod), ein Orchesterwerk, das in manchen Quellen auch als Kullveron surumarssi (deutsch: Kullervos Totenmarsch) aufgeführt wird. Nur wenige Jahre danach folgte sein bekanntestes Werk: Aino (1885).
Zwei andere Werke, die erste Ansätze eines nationalen Tons enthalten, sind Kajanus‘ zwei Finnische  Rhapsodien, op.5 und op.8, aus den Jahren 1881 und 1886. Nach eigenen Angaben nutzte Kajanus hier Melodien, die Elias Lönnrot ihm Jahre zuvor auf der Kantele, dem finnischen „Nationalinstrument“,  vorgespielt hatte.
Kajanus komponierte aber auch nicht national inspirierte Werke und fand auch mit diesen sowohl national als auch international Anerkennung. Der deutsche Verlag Breitkopf und Härtel veröffentlichte zwei Sammlungen mit Kajanus‘ Klavierwerken.

Doch obwohl Kajanus als Komponist recht erfolgreich war, lag sein größerer Erfolg doch beim Dirigieren. Nach dem Durchbruch von Sibelius als Komponist zog sich Kajanus von seiner Tätigkeit als Komponist mehr und mehr zurück und konzentrierte sich auf das Dirigieren. Er gründete 1882 ein Orchester in Helsinki, welches er selbst für knapp 50 Jahre leitete. Mit diesem Orchester tourte er durch die Welt und lenkte so die Aufmerksamkeit auf die finnische Musik. Er erlangte auch als Dirigent internationale Anerkennung und wurde von einigen der größten Orchester Europas als Gastdirigent eingeladen. Später machte er es sich vor allem zur Aufgabe, die Werke von Sibelius bekannter zu machen. Damit wurde er zu dem bekanntesten Sibelius-Interpreten seiner Zeit.
Nur kurzzeitig drohte ein jüngerer aufstrebender Dirigent Kajanus seinen Posten als führender Dirigent Finnlands streitig zu machen: Georg Schnéevoigt. Der Machtkampf wurde jeodoch beigelegt.

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