Komponisten in Finnland

Komponisten vor Sibelius

Das Musikleben in Finnland entwickelte sich später als in Mitteleuropa. Doch auch hier gibt es bereits ein paar frühe Komponisten, die nicht außen vor gelassen werden sollten.

Zwei frühe Komponisten finden in der Musikgeschichte Finnlands immer wieder Erwähnung: Erik Tulindberg (1761-1814), der heute als der erste wichtige finnische Komponist gesehen wird und Bernhard Hendrik Crusell (1775-1838). Letzterer wurde allerdings erst später in die finnische Musikgeschichte aufgenommen, da er zwar gebürtiger Finne war, aber bereits in jungen Jahren nach Schweden auswanderte, wo er hauptsächlich wirkte. Auch eine Reihe anderer Komponisten waren bereits vor Sibelius in Finnland aktiv. Am relevantesten sind hier Fredrik Pacius, Axel Gabriel Ingelius, Filip von Schantz und Robert Kajanus. Auch Martin Wegelius (1846-1906) kann man zu dieser Gruppe zählen, auch wenn sein Haupttätigkeit eher die Lehre und nicht die Komposition ist. Dennoch komponierte er einige orchestrale Werke, Kammer- und Vokalmusik. Sein ursprünglicher Traum war es auch, sein Geld als Komponist zu verdienen. Diesen Traum gab er dann aber zu Gunsten seines Musikinstituts auf.
Ebenfalls nicht ganz außen vor lassen sollte man Karl Flodin (1858-1925), auch wenn er nur ein paar kleinere Werke komponierte. Er erhielt eine musikalische Ausbildung bei Richard Faltin in Helsinki und später am Leipziger Konservatorium und nutzte diese für eine erfolgreiche Laufbahn als Musikjournalist. Flodin war der führende Musikkritiker Finnlands und seine Kritiken hatten Einfluss auf Sibelius und andere Komponisten der Generation.

Komponisten in Finnland zur Zeit Sibelius‘

Jean Sibelius ist wohl unangefochten der bekannteste Komponist Finnlands, aber es gab durchaus noch andere. Dank Martin Wegelius und Robert Kajanus boten sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in Finnland in musikalischer Hinsicht ganz neue Möglichkeiten: Es gab mehr Ausbildungsmöglichkeiten und es gab auch mehr Möglichkeiten, Kompositionen in Finnland aufzuführen. Dadurch gab es auch mehr angehende Komponisten in Finnland.
Man kann die Zeitgenossen von Sibelius grob in drei Gruppen unterteilen:

  1. Die Generation Sibelius: Komponisten, die etwa im selben Alter waren und etwa zur selben Zeit wie Sibelius ausgebildet wurden.
  2. Die Romantiker: jüngere Komponisten als Sibelius, die teilweise sogar von ihm lernten, aber größtenteils im Stil der Romantik und/oder der Nationalromantik komponierten. Erkki Salmenhaara fasst diese Komponistengruppe unter „Mainstream of National Romanticism“ zusammen.
  3. Die frühen Vertreter der Moderne: Quasi die potentiellen Nachfolger von Sibelius, die größtenteils auch schon zur Hauptschaffensphase von Sibelius kom-ponierten, aber die sich stilistisch mehr in Richtung Moderne orientierten. Salmenhaara fasst diese Gruppe unter der Überschrift „on the threshold of the new“ zusammen.

Die Generation Sibelius kann man zwar stilistisch ebenfalls in die Gruppe der Romantiker einordnen, da auch sie bereits im Stil der Nationalromantik komponierten, aber im Hinblick auf andere Aspekte (z.B. Ausbildungsmöglichkeiten, Entwicklung des Musiklebens in Finnland) bilden sie doch eine eigenen Gruppe von Komponisten. Natürlich wirft das auch die Frage auf, ob man die oben genannte Gruppe der Romantiker nicht auch als „Die Generation nach Sibelius“ oder die „Nachfolger von Sibelius“ bezeichnen kann. Aber beides griffe zu kurz: Denn obwohl der älteste der Romantiker nur zehn Jahre jünger als Sibelius war und die dieser Gruppe zugerechneten Komponisten durchaus zur gleichen Zeit wie Sibelius aktiv waren, waren einige von ihnen zwischenzeitlich Schüler von Sibelius oder holten sich zumindest hin und wieder seine Meinung ein. Durch diese spezielle Beziehung zu Sibelius kann man sie nicht zur „Generation Sibelius“ zählen.

Die Generation Sibelius

Wenn man durch die Literatur über finnische Musikgeschichte geht, findet man nur wenige Komponisten, die vom Alter her nah an Sibelius sind. Nah – das heißt in die-sem Zusammenhang nicht mehr als 5 Jahre älter oder jünger. Zumindest findet man nicht viele, die mit mehr als einer kurzen Erwähnung gewürdigt werden. Drei Komponisten bilden hier allerdings eine Ausnahme: Ilmari Krohn, Oskar Merikanto und Armas Järnefelt.

Die Romantiker

Die Generation Sibelius leistete auch einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des Musiklebens in Finnland. Vor allem durch Sibelius, in Kombination mit der politischen Lage, wurde der Stil der sinfonischen Nationalromantik in Finnland sehr populär. Die Ausbildungsmöglichkeiten am Musikinstitut von Helsinki sowie an Kajanus‘ Orchesterschule verbesserten sich zunehmend, genauso wie die Aufführungsmöglichkeiten von Kompositionen. Durch Musikjournalisten wie Oskar Merikanto und Karl Flodin wurde das Interesse an solchen Konzerten größer. So findet sich eine recht große Gruppe an aufstrebenden Komponisten, die in den 1870er und 1880er Jahren geboren wurden. Ganz vorne dabei sind Erkki Melartin, Ernst Mielck, Selim Palgmren, Toivo Kuula, Armas Launis und Leevi Madetoja.
Weitere erwähnenswerte Personen im Musikleben dieser Zeit sind der Georg Schnéevoigt, Aino Ackté, Erik Gustav Furuhjelm, Heikki Klemetti und Bengt de Törne.

Die frühen Vertreter der Moderne

Bereits in den 1910er Jahren begann die Musik der Moderne ihren Weg in die finnische Musik zu finden. Schon bei der Generation der Romantiker, wie zum Beispiel bei Erkki Melartin, Selim Palmgren oder Toivo Kuula, kann man erste Einflüsse des Impressionismus finden. Dennoch war ihre Musik in erster Linie von der Nationalroman-tik geprägt.
Nachdem Finnland 1917 seine Unabhängigkeit erlangt hatte, wagte sich die neue Generation junger Komponisten an eine neue Stilrichtung und begann mehr und mehr ein Interesse für die Musik der Moderne zu entwickeln, allen voran Ernest Pingoud, Väinö Raitio und Aarre Merikanto. Auch Yrjö Kilpinen kann man zu dieser Gruppe zählen. Uuno Klami ist eigentlich fast „zu jung“ und seine Schaffensphase begann fast zu spät um noch noch zu dieser Gruppe zu zählen. In der Literatur wird er jedoch oft in Zusammenhang mit Pingoud, Raitio und A. Merikanto genannt.
Erwähnenswert für diese Zeit ist auch Ilmari Hannikainen, der sich jedoch stilistisch nicht dieser Gruppe zuordnen lässt.
Vor allem die 1920er Jahre kann man als „das Jahrzehnt“ der Musik der Moderne sehen. Allerdings war zu dieser Zeit auch der Stil der Nationalromantik noch sehr präsent; Sibelius, Melartin und Madetoja waren zu dieser Zeit gerade auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.Vor allem das machte es den frühen Vertretern der Moderne nicht leicht, ihre Musik traf in Finnland zunächst nur auf wenig Verständnis.

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