Heute ist es ein Jahr her, dass wir unsere Katze Emmi verabschieden mussten. Noch immer vermisse ich sie jeden Tag. Manchmal kommt es mir albern vor und ich versuche mir einzureden, dass sie doch „nur eine Katze“ war. Aber es macht keinen Unterschied. Sie war eine ganz besondere Katze.
Besonders war auch, wie Emmi zu uns kam. Ich habe die Geschichte
schon so oft erzählt und dennoch kann sie noch immer Menschen aufs neue
begeistern.
Wir hatten damals 2 Katzen, Katinka und Findus. Die
beiden kamen ursprünglich aus dem Tierheim und waren eher klein. Mit
diesen beiden Katzen zogen wir dann aufs Dorf. Die beiden gewöhnten sich
schnell an das neue Haus und auch an den großen Garten. Sie waren sehr
gerne draußen.
Aber gegenüber lebte ein ziemlich kräftiger Kater.
Und dieser Kater sah unseren neuen Garten als sein Revier an, was er
selbstverständlich verteidigte. Unsere Katzen hatten keine Chance.
Regelmäßig wurden sie verprügelt. Um dem ein Ende zu setzen, kamen meine
Eltern auf die Idee, einen Maine Coon Kater zu adoptieren. Maine Coons
werden ja in der Regel ziemlich groß und so hatten sie die Hoffnung,
dass dieser Kater die anderen beiden Katzen verteidigen könnte.
Schnell war eine Familie gefunden, die junge Maine Coon Katzen
abzugeben hatten. Wir machten einen Termin aus und fuhren hin. Die
Katzen waren klein und niedlich. Sofort fiel allen ein kleiner grauer
Kater ins Auge.
Und ich fand Emmi. Oder eher gesagt, Emmi fand mich.
Sie war das kleinste Kätzchen und ein wenig schüchtern. Doch dann
traute sie sich auf meinen Schoß. Sie rollte sich dort zusammen und
schlief. Ich verliebte mich.
Meine Eltern willigten ein, dass wir
zusätzlich zu dem grauen Kater auch noch die schwarze Katze nehmen
würden. Vorerst waren die Katzen aber noch zu jung. Also fuhren wir nach
Hause.
Und dann kam alles ganz anders. Der Tag, an dem wir die
Katzen abholen sollten, rückte näher. Da erhielten wir einen Anruf. Man
hatte sich getäuscht. Der graue Kater war doch kein Kater. Es war eine
Katze. Die Familie, die einen anderen Kater nehmen wollte, hatte aber
eingewilligt mit uns zu tauschen. Eine der beiden Katzen gegen einen
Kater.
Natürlich entbrannte eine Diskussion. Welche der beiden
Katzen? Wir beschlossen es vor Ort zu entscheiden. Wir fuhren also hin.
Es war der Tag, an dem wir die Katzen auch mitnehmen konnten. Die
schwarze Katze erkannte mich und rollte sich wieder auf meinem Schoß
ein. Wir stimmten ab. 4:1 für die graue Katze. Ich konnte es kaum
glauben. Aber was sollte ich tun? Eine andere Familie wartete ja auch
noch auf eine Katze. Und wir hatten ja auch schon zwei zu Hause.
Schweren
Herzens verabschiedete ich mich von der schwarzen Katze. Wir tauften
die beiden kleinen Katzen Ida und Miko. Miko entwickelte sich nie zu dem
heldenhaften Verteidiger. Er ist der gutmütigste und kapffaulste Kater,
den ich kenne. Aber das ist eine andere Geschichte.
Natürlich waren die beiden neuen Katzen niedlich. Aber so richtig freuen konnte ich mich nicht.
Diese
Traurigkeit hielt an. Auch als ich am nächsten Tag in der Schule war
und meinen begeisterten Mitschülern Fotos der neuen Katzen zeigte.
Dann,
nach der Schule, ich war gerade in meinem Zimmer angekommen, stand
plötzlich mein Vater in meiner Zimmertür. „Nimm dir eine Transportbox
und komm mit – wir holen deine Katze!“
Ich konnte es nicht glauben.
Aber tatsächlich. Meine Eltern hatten noch einmal da angerufen. Und die
schwarze Katze durfte auch noch bei uns einziehen.
Für knapp ein Jahr waren wir unzertrennlich, Emmi und ich. Sie
schlief in meinem Bett. Wenn ich Hausaufgaben machte, saß sie auf meinem
Schreibtisch, wenn ich am Computer war, saß sie vor oder auf meinem
Computer. Wenn ich im Baf war, saß sie im anderen Waschbecken. (Ja, mein
Bad hat zwei Waschbecken.)
Dann ging ich nach Finnland und Emmi war
beleidigt. Ja, Katzen können beleidigt sein. Und nachtragend! Sie hatte
keine Angst vor mir, wie vor Menschen, die sie nicht kannte. Sie lief
sogar auf mich zu. Aber sie ließ sich nicht streicheln. Sie ging mit
hoch erhobenem Kopf an mir vorbei. Oder drehte um und ging einfach
wieder weg.
Irgendwann haben wir uns dann arrangiert. Sie hat akzeptiert, dass ich nich wieder einziehe. Und so haben wir einfach die Zeit genossen, die wir gemeinsam hatten. Sie war ein tolles Kuscheltier. Sie war manchmal auch ein Schal. Oder wenn es laut war ein Gehörschutz. Wenn ich lange wach war, erinnerte sie mich daran ins Bett zu gehen. Wir putzten wieder gemeinsam Zähne. Ich an meinem Waschbecken, sie saß währenddessen in ihrem und spielte ein wenig mit Wasser.
Nachts weckte sie mich regelmäßig um mir ihre Mäuse zu zeigen. Aber immerhin fraß sie diese dann auch meistens ganz auf. Und ging dazu in meine Dusche. Das hielt den Putzaufwand gering.
Manchmal gingen wir auch spazieren.
Wusstet ihr, dass es nicht nur Tierärzte sonder auch
Tierkrankenhäuser gibt? Bis vor einem Jahr wusste ich das nicht. Ich
musste an dem Wochenende arbeiten. Landeswettbewerb „Jugend musiziert“.
Und da erfuhr ich über Whatsapp, dass es Emmi schlecht ging. Dass sie
zum Tierarzt gebracht wurde und von dort ins Krankenhaus verlegt wurde.
Bis ich schlafen ging, gab es kein Update. Es war eine Nacht voller Ungewissheit.
Am nächsten Morgen gab es Neuigkeiten. Die Ärzte konnten nichts für Emmi tun. Meine Familie fuhr hin um sich zu verabschieden.
Ich konnte nicht mit.
Der Wettbewerb war ja in vollem Gange. Und musste weiterlaufen.
Emmi soll noch einmal die Augen geöffnet haben, als die anderen bei ihr ankamen.
Ich vermisse sie jeden Tag aufs Neue. Emmi war etwas ganz Besonderes. ♥