Joël Dicker – Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Eindruck vor dem Lesen und Erwartungen

Klappentext im Buch:

„Es ist der Aufmacher jeder Nachrichtensendung. Im Garten des hochangesehenen Schriftstellers Harry Quebert wurde eine Leiche entdeckt. Und in einer Ledertasche direkt daneben: Das Originalmanuskript des Romans, mit dem er berühmt wurde. Als sich herausstellt, dass es sich bei der Leiche um die sterblichen Überreste der vor dreiunddreißig Jahren verschollenen Nola handelt und Quebert auch noch zugibt, ein Verhältnis mit ihr gehabt zu haben, ist der Skandal perfekt. Quebert wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Der einzige, der noch zu ihm hält, ist sein ehemaliger Schüler und Freund Marcus Goldman, inzwischen selbst Schriftsteller. Überzeugt von der Unschuld seines Mentors – und auf der Suche nach einer Inspiration für seinen nächsten Roman – fährt Goldman nach Aurora, und beginnt auf eigene Faust im Fall Nola zu ermitteln…“

Klappentext hinten:

„Ein Skandal erschüttert das Städtchen Aurora an der Ostküste der USA: Dreiunddreißig Jahre nachdem die ebenso schöne wie geheimnisumwitterte Nola dort spurlos verschwand, taucht sie wieder auf. Als Skelett im Garten ihres einstigen Geliebten. Der berühmte, zurückgezogen lebende Schriftsteller Harry Quebert steht plötzlich unter dringendem Mordverdacht.“

Über dem Klappentext steht in großen Buchstaben folgendes:

„Niemand kannte ihn, und dann schrieb er das erfolgreichste Buch des Jahres.“

Gehört das zum Klappentext? Es könnte genauso den Autoren dieses Buches betreffen. Jedenfalls steht unter dem Klappentext noch etwas zu dem Buch:

„Dieser preisgekrönte Roman liest sich wie in raffinierter Krimi und ist doch viel mehr! Ein atemberaubendes Lesevergnügen. In Frankreich stand er über Monate hinweg auf Platz 1 der Bestsellerliste.“

Na, wenn das nicht vielversprechend klingt!

Rezension

4,25 Sterne

Handlung  ★★★★★

Spannend. Raffiniert. Großartig. Das fällt mir zuerst dazu ein. Nach dem Einstieg in das Buch ist man sich sicher, dass Harry Quebert schuldig ist. Dass das das Ergebnis von Marcus Goldmans Ermittlungen sein wird. Und man denkt sich als Leser: „Aber das kann der Autor doch nicht machen!“ Und dann liest man weiter und stellt fest, wie kompliziert der ganze Fall ist. Man denkt immer wieder, man blickt durch. Und dann fällt einem wieder eine Unstimmigkeit auf. Oder einem der Charaktere im Buch. Ich denke, das kennt jeder, dass man bei Büchern über Kriminalfälle auch selbst versucht zu erraten, wer es war, warum, wie und so weiter. Es kommt dabei öfters vor, dass man bereits vor den ermittelnden Personen im Buch auf die Lösung kommt. Das ist hier nicht so. Immer wieder tauchen neue Überraschungen und Entwicklungen auf. Bis zum Ende des Buches erlebt man als Leser immer wieder Überraschungen. Ja, eine der größten Überraschungen erlebt man tatsächlich noch auf den letzten Seiten.

Der Aufbau der Handlung ist auch interessant. Es springt immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Marcus‘ Collgezeit, Marcus‘ Schulzeit. Harrys Leben in Aurora, als er gerade dorthin zog und die Zeit mit Nola. Auszüge aus Harry Buch, Auszüge aus Marcus‘ Buch. Das klingt jetzt vielleicht so, als müsste es den Leser verwirren, aber das tut es keines Falls. Es macht die Handlung umso spannender. Es ist etwas wie ein Puzzle, das man als Leser zusammensetzen kann.

Und so humorvoll es auch teilweise ist – in dieser ganzen tollen Geschichte findet man als Leser viele einzelne sehr traurige Schicksale, die einen wirklich nachdenklich stimmen. Diese sind in dem Roman sehr raffiniert verpackt, sodass man sich als Leser entscheiden kann, ob man darüber genauer nachdenken möchte, oder das Buch lieber als eher unterhaltsamen Krimi liest.

Charaktere ★★★★★

Die Charaktere sind ebenfalls toll. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich die Hauptperson Marcus Goldman nun mögen soll oder nicht. Er erschien mir zunächst eingebildet, er ist lange Zeit eine Art Hochstapler.. allerdings gibt er das auch selbst zu und das macht ihn dann wiederum sympathisch. Auch so wird er einem im Laufe des Romans immer sympathischer. Sein Drang nach Gerechtigkeit und alles richtig zu recherchieren und keinen zu Gunsten des Erfolgs seines Romans durch den Dreck zu ziehen.

Nola Kellergan fand ich zunächst furchtbar nervig. Dann wiederum bekam ich ein ganz anderes Bild von ihr. Dann wieder ein anderes. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber dieser Charakter ist auch spannend.

Dann sind da noch verschiedenste liebenswürdige Charaktere. Und viele überzogene Charaktere, wie zum Beispiel Marcus‘ Mutter, die die Handlung auflockern und einen regelmäßig zum schmunzeln (und Augen verdrehen) bringen.

Besonders gefällt mir auch die Beziehung zwischen Marcus und Perry Gahalowood. Wie sie zunächst eher unfreiwillig immer wieder miteinander zu tun haben und wie sich das dann weiter entwickelt. Aber lest am besten selbst.

Setting ★★★★

Es spielt in den USA. Zumeist in der Kleinstadt Aurora, teilweise in New York. In ein paar anderen Orten spielt es auch. Sehr schön ist der Unterschied zwischen Kleinstadt und Großstadt beschrieben. Die Anonymität der Großstadt, dass auf Marcus‘ Party zum Beispiel lauter Leute sind, die er noch nie gesehen hat. Und das Leben der Kleinstadt, wo jeder jeden kennt und man Gerüchten nie entgehen kann. Und dennoch gibt es dort auch einige Geheimnisse, die niemand kennt.  Das alles ist sehr lebendig beschrieben und man hat als Leser das Gefühl, als wäre man selbst dabei.

Schreibstil ★★★

Mit dem Schreibstil habe ich mich zunächst leider etwas schwer getan. Zwischendurch gefällt er mir gut, dieses Ironische und Humorvolle. Aber dann wieder.. ich kann nicht genau sagen, was mich stört.  Aber die Handlung macht das auf jeden Fall wieder wett, sodass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

Ein wenig merkwürdig finde ich auch die Art, wie manche in diesem Buch reden. Wie sie sich mehrfach wiederholen und so.

Meinung nach dem Lesen

Ein wirklich großartiges Buch.  Bis zum Ende spannend. Tolle Charaktere. Dieser Ausschnitt aus dem Buch trifft es wirklich gut:

„Ein gutes Buch lässt sich nicht allein an seinen letzten Worten bemessen, sondern an der Gesamtwirkung aller vorausgegangenen Worte, Marcus. Ungefähr eine halbe Sekunde nachdem der Leser mit Ihrem Buch fertig ist, nachdem er das letzte Wort gelesen hat, muss er spüren, wie ihn ein starkes Gefühl überkommt. Er muss einen Moment lang an nichts anderes denken als an das, was er gerade gelesen hat, und den Einband mit einem Lächeln, aber auch mit einer Spur von Traurigkeit betrachten, weil ihm alle Figuren fehlen werden. Ein gutes Buch, Marcus, ist ein Buch, bei dem man bedauert, dass man es ausgelesen hat.“ – Harry Quebert zu Marcus Goldman

Die Idee, wie das ganze aufgebaut ist, finde ich auch etwas witzig: Es ist irgendwie das Buch, das der Autor (also die Hauptperson) in dem Buch schreibt. Auch mit der Danksagung. Und dann ist es das doch wieder nicht. Es enthält Auszüge aus anderen Büchern, um die es geht und  auch noch ein paar  andere Sachen. Das klingt jetzt sicher verwirrend. Lest es am besten selbst, dann wisst ihr was ich meine!

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2 Comments

  1. Ach, ich wollte schon länger etwas von Joel Dicker lesen; es wird einfach mal dringend Zeit dafür. Ein sehr schöner Blogpost :3

    Ganz lieben Gruß,
    Julia-Alica
    https://missbookhunter.wordpress.com/

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