Mari Strachan – Nachts singt die Welt

Eindruck vor dem Lesen und Erwartungen

Klappentext (hinten) :

Nachts kann Gwenni fliegen. Aber ihre Mutter hat ihr verboten, darüber zu sprechen – was sollen denn die Nachbarn denken! Mit ihrer Neugier und Fantasie eckt die Zwölfjährige in ihrem walisischen Heimatdorf ohnehin schon viel zu oft an. Doch als der Mann der Nachbarin spurlos verschwindet, kann Gwenni sich nicht zurückhalten. Auf eigene Faust beginnt sie zu ermitteln – und löst damit versehentlich eine Katastrophe aus…

Klappentext (im Buch):

Die zwölfjährige Gwenni Morgen hat rotes Haar, jede Menge Fantasie – und nichts als Unsinn im Kopf. Das findet zumindest ihre Mutter, deren größte Sorge ist, was die Nachbarn denken. Und was die Nachbarn in einem walisischen Dorf in den Fünfzigerjahren von einem Kind halten, das kein Fleisch essen will, behauptet fliegen zu können und ständig komische Fragen stellt, ist nicht schwer zu erraten. Doch Gwenni hat auch Verbündete: ihren Vater, ihre Schulkameradin Alwenna, ihre Großmutter und Mrs. Evans, auf deren kleine Töchter sie manchmal aufpasst und die ihr Bücher schenkt. Als Mrs. Evans‘ Mann eines Tages spurlos verschwindet, will Gwenni ihrer Freundin helfen und stellt Nachforschungen an. Sie kann nicht ahnen, welche Lawine damit lostreten wird. Denn mit ihren neugierigen Fragen befördert Gwenni Dinge ans Licht, die sowohl Dorfbewohner als auch ihre eigene Familie lieber weiter totgeschwiegen hätten.

Diese beiden Klappentexte klingen völlig verschieden. Der hinten auf dem Buch klingt weitaus geheimnisvoller als der im Buch. Aber spannend klingen beide, wie ich finde. Ich vermute, es ist ein Buch, das unter anderem auch Vorurteile und festgefahrene Meinungen thematisiert und nachdenklich stimmt.

Rezension

4,25 Sterne

Handlung  ★★★★

Wales in den 50er Jahren. In dem kleinen Dorf verbreitet sich Klatsch wirklich schnell. Aber es gibt auch eine Menge „Geheimnisse“. Geheimnisse in Anführungszeichen, weil eigentlich jeder Bescheid weiß, jedoch niemand darüber spricht. Durch einen Mord wird das Leben in dem kleinen Dorf aufgerüttelt und mehr Gerüchte machen die Runde. Mittendrin lebt Gwenni, die 12-jährige Protagonistin, die nach und nach einige der „Geheimnisse“ sowie einige echte Geheimnisse aufdeckt. Eine schöne Geschichte über sehr ernste Themen, die nachdenklich stimmt.

Charaktere ★★★★★

Die Charaktere sind sehr liebevoll und authentisch beschrieben. Gwenni, die Hauptperson, ist ein sehr intelligentes Mädchen mit viel Fantasie. Sie hinterfragt vieles und möchte Dinge genau verstehen. Die größte Sorge ihrer Mutter ist, dass die anderen Menschen im Dorf sie für verrückt halten könnten, was Gwennis Leben nicht immer leicht macht. Aber zum Glück gibt es auch einige Menschen, die zu ihr halten. Es ist spannend die Entwicklung Gwennis und der anderen Charaktere im Verlauf des Buches zu beobachten.

Setting ★★★★★

Das Dorfleben in Wales in den 50er Jahren ist sehr überzeugend beschrieben, sodass man sich sofort in die Zeit und den Ort hineinversetzt fühlt. Die Menschen gehen ihrem eher einfachen Leben nach und Klatsch verbreitet sich schnell. Jeder kennt jeden. Viel Geld haben die meisten nicht, weshalb mit Licht gespart wird und auch mit dem Heizen z.B. in der Kirche. Manche der Dorfbewohner kochen noch über dem offenen Feuer. Es ist sehr spannend zu sehen, wie das Leben zu der Zeit in so einem kleinen Dort ablief.

Schreibstil ★★★

In den Stil musste ich mich erst ein wenig hineinfinden. Zunächst gab es einige sehr lange Sätze, die mich verwirrten. Aber nach und nach gewöhnte ich mich an den Stil.

Erzähl ist aus der Sicht von Gwenni. Manchmal spricht sie den Leser direkt an mit „seht mal, […]“ . Das hat mich jedes Mal etwas zusammenzucken lassen. Es reißt einen etwas aus der Geschichte heraus, wenn man plötzlich so direkt angesprochen wird.

Meinung nach dem Lesen

Zunächst fürchtete ich, dass es sich bei diesem Buch um ein Kinderbuch handelt. Aber schnell war klar: das ist es definitiv nicht.

Gwenni, die Protagonistin, ist besonders. Sie ist intelligent, hat eine lebhafte Fantasie und liest viel, weshalb ihre Mutter Angst hat, dass die anderen Dorfbewohner Gwenni für verrückt halten könnten. Dennoch lässt Gwenni sich  nicht entmutigen und geht Fragen nach, die sie beschäftigen.

Es ist keine leichte Geschichte. Es geht um sehr ernste Themen, die aus der kindlichen, manchmal etwas naiven Sicht der 12-Jährigen Protagonistin Gwenni beschrieben werden. Es geht um Themen, über die man damals (möglichst) nicht sprach und die auch heutzutage teilweise noch als Tabuthemen behandelt werden. Obwohl es eigentlich so wichtig ist, über so etwas zu sprechen. Dieses Buch stimmt sehr nachdenklich.

Ich kann es auf jeden Fall empfehlen.

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