Ralf Isau – Der verbotene Schlüssel

Eindruck vor dem Lesen und Erwartungen

Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch seht und wisst, dass ihr es lesen müsst? Auch bevor ihr es auch nur in der Hand gehalten habt? Bei diesem Buch war es so. Es stand im Regal. Ich ging an dem Regal vorbei, wollte eigentlich woanders hin. Und dann im Vorbeigehen sah ich dieses Buch. Dich, mit schwarz-rotem Einband. Es war neu dort, hatte noch keinen richtigen Platz und stand deshalb einzeln – und fiel mir direkt ins Auge. Ich wollte es lesen. Warum kann ich nicht genau sagen. Das Cover, das ich dann als nächstes betrachtete bestärkte mich darin. Es zeigt einen merkwürdigen Schlüssel mit Zahnrädern und einem Flügel.  Witzig irgendwie, dass dieses Buch mich so anzog, wenn man den Klappentext gelesen hat:

„Manche Dinge bleiben besser für immer unentdeckt.“

Nur kurz denkt Sophia an diesen Rat, als sie das Erbe ihres geheimnisvollen Großvaters annimmt: Der alte Mann, den sie selbst nie gekannt hat, vermacht ihr eine komplexe kleine Maschine, die wie ein Uhrwerk voller Zahnrädchen und Halbkugeln aussieht. Und dazu einen Schlüssel – vor dem ein Brief des Großvaters eindringlich warnt. Der verbotene Schlüssel – Sophia kann ihm nicht widerstehen. Sie zieht das Uhrwerk auf und findet sich in einem bizarren, gefährlichen Reich wieder…

  1. Klappentext:

„Wer diesen Schlüssel benutzt, kann großes Unheil auslosen und die ganze Welt zum Stillstand bringen.“

Absurd, findet die 14-jährige Sophia. Ihr Großvater, den sie nie gekannt hat, hat ihr ein wirklich merkwürdiges Erbe hinterlassen: ein komplexes kleines Uhrwerk, verpackt in einem wertvollen Fabergé-Ei – und dazu einen verlockenden kleinen Schlüssel. In einem Brief an Sophia warnt der Großvater seine Enkelin allerdings eindringlich davor, den Schlüssel unüberlegt zu benutzen und die Uhr aufzuziehen. Doch Sophia kann nicht widerstehen: Sie setzt das Räderwerk in Gang – und wird in ein seltsames, gefährliches Reich hineingesogen.

Mekanis, das perfekte, gefühllose Land, erwacht durch sie zu neuem Leben. Und Sophia ist keineswegs allein: Theo, ein ebenso rätselhafter wie anziehender Junge, ist seit Jahrhunderten in dieser Welt gefangen. Und der dunkle Herrscher von Mekanis lauert mindestens ebenso lange auf die unheilvolle Chance, die Sophia ihm jetzt eröffnet.

Die Kritiken (oder zumindest sowas ähnliches) klingen ebenfalls spannend:

„Ein Buch über die dunkle Macht der Fantasie und die Kraft der menschlichen Seele!“

„Abenteuerlich, originell, spannend und klug – von Ralf Isau, dem Meister des fantastischen Romans!“

Na, das klingt doch alles vielversprechend spannend!

Rezension

3,75 Sterne

Handlung  ★★★★

Schon das erste Kapitel beginnt mysteriös und das setzt sich während der gesamten Handlung fort. Es gibt zwei Handlungsstränge, die im Verlauf der Geschichte mehr und mehr zusammenlaufen: Einmal die Geschichte von Sophia, die die Weltenuhr von ihrem Großvater erbt und damit sofort in große Gefahr gerät und dann die Geschichte von Theo, die schon sehr viele Jahre vor Sophias begann, sich aber schließlich mit der von Sophia verbindet.

Die Handlung ist durchgehend spannend, da Sophia und Theo von Anfang an von dem Herrscher der Zeit, Oros, gejagt werden. Dieser spürt die beiden oftmals viel zu leicht auf, was teilweise schon fast nervig wird und dadurch auch ein wenig die Spannung nimmt, obwohl es doch eigentlich das Gegenteil bewirken sollte.

Interessant sind die verschiedenen Mythen und historischen Fakten, die der Autor in seine Handlung einbaut, wie zum Beispiel der „Zeitsprung“ im Jahre 1582, wo auf den 4. Oktober unmittelbar der 15. Oktober folgte.

Manche Dinge in der Handlung blieben mir leider ein wenig unerklärlich, ich hätte mir ein paar mehr Informationen gewünscht, um die Logik dahinter vollkommen zu verstehen. Aber vielleicht ist das auch so gewollt, denn so bleibt die ganze Geschichte um Mekanis weiterhin ein Mysterium, das noch Raum zur Erforschung lässt. (Worauf auch der Epilog hinweist)

Charaktere ★★★★

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und gut ausgearbeitet. Der Autor schafft es, sowohl die Gefühle und Handlungen der Jugendlichen als auch die der Erwachsenen glaubhaft und gut darzustellen. Auch die verschiedenen Wesen aus Mekanis sind großartig.

Spannend finde ich auch, dass es Erik Kollin, Sophias Ururgroßvater tatsächlich gab.

Eine, wie ich finde, witzige Sache muss ich hier noch anmerken: Der Notar, dem Sophia zu Anfang des Buches begegnet heißt Sibelius. Und später stellt sich heraus, dass ihr Vater Finne war und sie auch fließend Finnisch spricht. Ist es ein Zufall, dass der Notar nach dem bekanntesten finnischen Komponisten benannt ist?

Setting ★★★★

Es gibt zwei Haupthandlungsorte, wenn man es so will: Unsere Welt und Mekanis. Unsere Welt in ihrer heutigen Zeit ist gut beschrieben, ebenso wie in den Abschnitten, in denen die Handlung in weiterer Vergangenheit spielt. Wirklich beeindruckend ist aber Mekanis. Es ist, wie so vieles in dem Buch sehr detailliert beschrieben und es wirkt einfach so außergewöhnlich. Es ist beeindruckend, was für eine Fantasie hinter der Idee dieser Welt steckt.

Schreibstil ★★★

Der Schreibstil sagt mir leider weniger zu. Ich kann gar nicht genau sagen, woran es liegt. Die humorvollen Stellen wirken teilweise ein wenig aufgesetzt und konstruiert. So nach der Art „ich will jetzt mal lustig sein, wie macht man das denn?“ Ich habe gehört, dass man heute nicht mehr unbedingt den Genitiv verwenden muss.. aber in der Literatur hatte ich eigentlich erwartet, dass man das noch tut. Umso mehr störten mich Passagen in dem Buch, in dem das eben nicht der Fall war. Wie zum Beispiel hier: „Er wurde ermordet. Ich nehme an, wegen diesem Nürnberger Ei.“  Vielleicht erlaubt der Autor es sich hier, weil Sophia spricht, aber mich stört es dennoch.

Eins muss man dem Autoren aber auf jeden Fall zugute halten: Er hat einen wahnsinnig ausgefeilten und abwechslungsreichen Wortschatz. Viele kurz aufeinanderfolgende Wortwiederholungen findet man sehr selten und alles ist äußerst bildlich beschrieben, sodass man sich als Leser Gebäude, Landschaften, Menschen, Wesen, einfach alles sehr gut vorstellen kann.

Meinung nach dem Lesen

Eine interessante Idee, spannend umgesetzt und doch fehlte mir irgendwas. Manche Zusammenhänge kamen mir nicht ganz schlüssig vor, auch wenn sich nach und nach doch ziemlich viel noch erklärte, von dem man zunächst dachte, dass es sich nie klären würde.

Alles in allem aber doch eine sehr spannende und außergewöhnliche Geschichte, die einen alte Mythen und historische Ereignisse sowie mechanische Gegenstände, speziell Uhren, noch einmal in einem ganz anderen Licht sehen lässt.

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